Great Glen

Der Wind bläst heute den ganzen Tag mit 40 Km/h natürlich immer von vorne. Zudem sind Steigungen von bis zu 14% zu bewältigen. Wir dürfen aber nicht klagen, wer das nicht will muss nicht nach Schottland reisen oder zumindest nicht mit dem Fahrrad. Dafür werden wir mit einer traumhaften Landschaft belohnt.

Diese ist oft schöner und in den Farben intensiver als in jedem Reiseprospekt. Überall blühen Ginster und Rhododendron.

Der Great Glen genannte tiefe Einschnitt, der die Highlands von Nordosten nach Südwesten teilt, machte sich der Ingenieur Thomas Telford nutzbar, als er 1803 mit dem Bau des Caledonian Canal begann. Mit Hilfe von 29 Schleusen sollte dieser Kanal den Atlantik, der in Fort William ans Ufer spült, mit der Nordsee bei Inverness verbinden. Nach seiner Eröffnung im Jahre 1822 sollte der Wasserweg, ein bestauntes technisches Wunderwerk in der damaligen Zeit, He-ringsfischern und Frachtschiffen die stürmische Nordumrundung Schottlands ersparen und dadurch auch die Wirtschaft des rückständigen Hochlandes fördern. Wirtschaftlich erfüllte der Kaledonische Kanal die in ihn gesetzten Erwartungen jedoch nicht. Heute nutzen ihn nur noch Sportboote und wenige Fischkutter, aber immerhin hatte er ganze 20 Jahre lang 3000 Hochländern Arbeit und Brot garantiert.

In Fort Augustus haben wir uns ein Bier und Fish & Chips verdient. Für den Abend kaufen wir gleich noch ein, denn heute campieren wir wild. Auch Treibstoff für unseren Kocher muss noch beschafft werden. Wie immer frage ich an einer Tankstelle bei einem Kunden ob er mir einen halben Liter Benzin spendiert. Heute sind es sechs junge Holänder in einer Cadillac Stretch Limousine welche mir die Flasche füllen. Bei diesem Verbrauch des V8 Motors kann ein halber Liter verschmerzt werden. Trotzdem vielen Dank. Nun können wir heute Abend doch noch warm essen und dies an schönster Lage direkt am Caledonia Kanal.